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... und ab geht die Post!

Was ist der Unterschied zwischen einem Briefkasten und der Gemeinde?

Es gibt keinen! Beide sind dort wo keine Menschen sind!

 

Bevor ihr mich jetzt steinigt, will ich euch erklären, wie ich darauf gekommen bin:

 

 

Ich selber schreibe nur noch wenig Briefe. Meist nur Emails oder WhatsApp-Nachrichten. Und wenn ich dann doch mal einen Brief verschicken muss - meist ein Behördenbrief oder so etwas - fällt mir immer auf, dass es gar nicht so einfach ist, den Brief loszuwerden. Das geht eben nicht so einfach per Knopfdruck vom Smartphone aus. Damit findet man mit entsprechender App zwar ganz modern den Standort des nächsten Briefkastens, dieser  befindet sich aber meist dort, wo heute kein Mensch mehr langkommt oder mit dem kein Auto halten kann.

 

Zwei Beispiele aus Templin:

Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Post gar nicht mehr will, dass man Briefe verschickt. Zuviel Aufwand, zu viele Kosten gegenüber dem Nutzen.

 

Mein Gedanke – und darauf will ich heute hinaus: Ist das in der Gemeinde eventuell auch so? Sind wir nicht auch zufrieden, wenn alles so läuft, wie es immer läuft?

 

Genügt das nicht, wenn unser Gottesdienst stattfindet wie gewohnt, die Bibelstunde, der Seniorenkreis? Und ist das nicht toll, wenn Gott manchmal dann ohne unser Zutun neue Leute vorbeischickt – einfach so?

 

Neben diesen – zugegeben provokanten Gedanken – kamen mir weitereFragen:

Sind wir als Gemeinde ein Briefkasten für den Liebesbrief Gottes an die Menschen, sind wir selber ein Liebesbrief??

 

Briefkästen und Gemeinde sind nicht da, wo die Menschen sind!

 

Es geht um Mission. Zur Erinnerung: unsere Gemeindeordnung sagt:

Gemäß ihrem Bekenntnis bezeugt und verbreitet die Gemeinde das Evangelium von der Liebe Gottes in Jesus Christus.

 

Mission gab es schon im Alten Testament. Denn in allen biblischen Bücher wird Gottes Herzenswunsch nach Gemeinschaft mit uns Menschen deutlich. Gott sucht und rettet; er offenbart sich und tut seine Herrlichkeit kund.

 

Und das sollen wir weitersagen.

 

Beispiel Jesaja 12,4: Danket dem Herrn, ruft an seinen Namen! Macht kund unter den Völkern sein Tun, verkündigt, wie sein Name so hoch ist.

 

In Psalm 96, 2-10 wird ein eindeutiger Missionsauftrag formuliert:

Verkündigt von Tag zu Tag sein Heil, erzählt unter den Nationen von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern [...] Ihr Völker, bringet dar dem Herrn Ehre und Macht [...] Sagt unter den Nationen: Der Herr ist König.“

 

Es geht darum, den Menschen Gott zu verkündigen! Gottes Sohn Jesus fasst dieses Verständnis seinen Jüngern zusammen am Ende des Lukas-Evangeliums:

Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. (Lukas 24,47)

 

Jesus hat wie sein Vater alle Völker im Blick.

 

Daraus resultiert sein Missionsauftrag an seine Nachfolger:

Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. (Matthäus 28,19)

 

Wir kennen diesen Missionsauftrag – aber praktizieren wir ihn auch?

 

 

Ich mache jetzt mal einen Schnitt:

 

Vielleicht fragst Du Dich jetzt nach meinen vielen Fragen, was das soll. Das betrifft Dich doch gar nicht.

 

Du hast Dich mal an Jesus gehängt, lange her. Hast Dich vielleicht taufen lassen. Und nun ist so viel passiert, im Moment kannst Du gar nicht so recht glauben.

 

Oder Du hast schon Einiges von Jesus gehört, bist auch hier im Gottesdienst oder bei der Aufzeichnung bei Youtube. Aber so recht kannst Du das nicht alles glauben, dich nicht ganz Jesus ausliefern. Ist ja auch schwierig. Was wird die Familie dazu sagen, was die Kollegen?

Nebenbei: Ich bin auch 22 Jahre lang in eine Baptistengemeinde mitgegangen, bis Jesus mir direkt ins Herz gesprochen hat.

 

Ein Liebeslied in der Bibel

Für Dich und alle anderen möchte ich mal das Pferd vom Schwanz aufzäumen.

In der Bibel gibt es ein sehr schönes Liebeslied, Psalm 45, aus dem ich ausgewählte Verse lesen möchte:

 

[…] Mein Herz dichtet ein feines Lied, / einem König will ich es singen; meine Zunge ist ein Griffel eines guten Schreibers:

Du bist der Schönste unter den Menschenkindern, / holdselig sind deine Lippen; darum hat dich Gott gesegnet ewiglich.

Gürte dein Schwert an die Seite, du Held, / und schmücke dich herrlich! Es soll dir gelingen in deiner Herrlichkeit. Zieh einher für die Wahrheit / in Sanftmut und Gerechtigkeit, so wird deine rechte Hand Wunder vollbringen.

Scharf sind deine Pfeile, dass Völker vor dir fallen; sie dringen ins Herz der Feinde des Königs.

Gott, dein Thron bleibt immer und ewig; das Zepter deines Reichs ist ein gerechtes Zepter.

Du liebst Gerechtigkeit und hassest Frevel; darum hat dich Gott, dein Gott, gesalbt mit Freudenöl wie keinen deiner Gefährten.

Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften deine Kleider; aus Elfenbeinpalästen erfreut dich Saitenspiel.

In deinem Schmuck gehen Töchter von Königen; die Braut steht zu deiner Rechten in Goldschmuck aus Ofir.

 

Höre, Tochter, sieh und neige dein Ohr: Vergiss dein Volk und dein Vaterhaus!

Den König verlangt nach deiner Schönheit; denn er ist dein Herr, und du sollst ihm huldigen.

Die Tochter Tyrus kommt mit Geschenken; die Reichen im Volk suchen deine Gunst.

Des Königs Tochter ist herrlich geschmückt; mit goldenen Gewändern ist sie bekleidet.

Man führt sie in gestickten Kleidern zum König; Jungfrauen folgen ihr, ihre Gespielinnen führt man zu dir.

Man führt sie hin mit Freude und Jubel; sie ziehen ein in des Königs Palast.

[…] Ich will deinen Namen kundmachen von Kind zu Kindeskind; darum werden dir danken die Völker immer und ewig.

 

In dem Text wird im ersten Teil ein Bräutigam beschrieben. Und im zweiten Teil die Braut.

 

Schon im Brief an die Hebräer (Kapitel 1, 8-9) wird Jesus als dieser Bräutigam benannt. Den ersten Teil des Psalmes können wir also als Beschreibung Jesu ansehen.

 

Mein Herz dichtet ein feines Lied beginnt der Dichter. Wann habt Ihr das letzte Mal ein Liebeslied gesungen? Lange her?!

 

Der Dichter sieht mit dem Herzen den Menschen, den er liebt. Und dann kommt dieser plötzlich hinein, so dass der Dichter – kann man das eigentlich gendern und Dichter:in sagen? - staunend singen kann: Du bist der Schönste unter den Menschenkindern, / holdselig sind deine Lippen; darum hat dich Gott gesegnet ewiglich.

 

So sieht eine Braut ihren Bräutigam.

 

Der wird weiter in seinen Eigenschaften beschrieben:

Du liebst Gerechtigkeit und hassest Frevel; darum hat dich Gott, dein Gott, gesalbt mit Freudenöl wie keinen deiner Gefährten.

 

Keiner ist Jesus gleich. Jesus ist einzigartig.

 

Und er hat die Macht, er ist nicht schutzlos:

Gürte dein Schwert an die Seite, du Held.

Und: Scharf sind deine Pfeile.

Militärisch klingt das, aber in dem beschriebenen Zusammenhang erinnert das an Amor, der seine Liebespfeile in die Richtung der Geliebten schickt. Erstaunlich, dass wir dieses Bild sofort vor Augen haben und nicht Jesus, der hier genauso beschrieben wird.

 

Kommen wir zur Geliebten, zur Braut. Wer ist diese Braut?

 

Zunächst ist diese Braut die Geliebte, die von dem Pfeil Jesu getroffen wurde. Man kann sagen, die Braut bist Du, wenn Jesus Dich gepackt hat!

 

In der Bibel wird aber auch die Gemeinde als diese Braut gesehen. Ganz am Ende der Schrift ist von der Hochzeit des Bräutigams (des Lammes Jesu) und seiner Braut, der Gemeinde die Rede.

 

Offenbarung 19, Verse 7–9:

Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet.

Und es wurde ihr gegeben, sich zu kleiden in Seide, glänzend und rein. – Die Seide aber ist das gerechte Tun der Heiligen.

Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind.

 

Das liest sich wie eine direkte Fortsetzung des Psalm 45, in dem die Vorbereitungen zur Hochzeit beschrieben sind.

 

In dem Psalm wird auch die Braut so attraktiv beschrieben wie der Bräutigam:

Des Königs Tochter ist herrlich geschmückt; mit goldenen Gewändern ist sie bekleidet.

Man führt sie in gestickten Kleidern zum König; Jungfrauen folgen ihr, ihre Gespielinnen führt man zu dir.

Man führt sie hin mit Freude und Jubel; sie ziehen ein in des Königs Palast.

Die Braut ist des Königs Tochter, Gottes Tochter, Gottes Kind.

 

Der Liebesbrief Gottes

Gotteskind – weil Gott ihr, Dir und mir einen Liebesbrief geschrieben hat.

 

Weil Jesus, Lamm und König, seinen Blick am Kreuz auf Dich gerichtet hat, sein Herz erfüllt war von dem Wunsch, dass Du seine Liebe erwiderst.

 

Erstmals hat Gerhard Tersteegen, der von 1697 – 1769 lebte und uns heute noch als bedeutender Dichter von Kirchenliedern bekannt ist, 1735 in seiner Anweisung zum rechten Verstand und nützlichen Gebrauch der Heiligen Schrift das Bild vom göttlichen Liebesbrief Jesu gebraucht:

 

Demütiger Dank sei dir, lieber Jesu, für die werte Gabe deines geschriebenen Worts, so du als einen Liebesbrief an uns ausgewandten Kreaturen vom Himmel zugesandt durch deine auserwählte Boten, uns dadurch zu dir selbst, zu deiner Liebesgemeinschaft im Geiste wiederum einzuladen und einzuweisen. Herr, tue uns das Herz auf, dass wir darauf acht haben und es auch alles vom Vater selbst hören und lernen und also zu dir kommen mögen. Amen.

 

Der Liebesbrief Gottes an Dich ist seine Schrift, die Bibel!

 

Mich hat vor einiger Zeit der Liebesbrief Gottes berührt, den man im Internet findet und der bereits Hunderttausende, vielleicht Millionen Menschen berührt hat, vor allem vermutlich, weil es keine menschlichen Worte sind, sondern tatsächlich eine Zusammenstellung von Worten Gottes aus der Bibel.

 

Google mal unter Liebesbrief Gottes, Lass dich von ihm anrühren.

 

Nach den vielen Fragen am Anfang noch eine Frage: Hast Du diesen Liebesbrief von Gott nicht schon bekommen?

Ist es vielleicht so wie mit alten Liebesbriefen, die einem ganz besonders bedeutsam waren: man hat sie nach einer Weile weggepackt in eine Kiste und da liegen sie nun? Man feiert Silberhochzeit, Goldene Hochzeit, vielleicht sogar Diamantene Hochzeit und in der Schatzkiste verstauben die Briefe auf dem Dachboden? Im besten Fall finden die Enkel irgendwann diese Kiste und sind berührt.

 

Wir sind Briefkasten und Liebesbrief!

Und damit komme ich langsam wieder zurück zum Anfang meiner Predigt.

 

Mir liegt am Herzen, dass wir selbst den Liebesbrief Gottes wieder hervorholen, ihn in unserem Leben wirksam werden lassen, um ihn dann mit anderen Menschen teilen zu können.

 

Dann können wir als Einzelne, aber auch als Gemeinde sozusagen der Briefkasten für diese Briefe sein.

 

Denn: ein Briefkasten ist keine Schatzkiste, in der man die Liebesbriefe wegpackt, um sie vielleicht später mal wieder in die Hand zu nehmen. Vom Briefkasten aus werden die Liebesbriefe in alle Welt verschickt!

 

Unser Gemeindehaus, das wir gerade sanieren, ist eine Immobilie. Ist immobil. Unbeweglich. Wir haben uns entschieden, an diesem Ort zu sein.

Aber deshalb muss die Gemeinde, müssen wir, meiner Meinung nach umso beweglicher sein!

 

Und so ganz stimmt meine Feststellung vom Anfang ja auch nicht.

 

In zweierlei Hinsicht:

1.     Da wo ein Briefkasten ist, sind meist auch Häuser. Und in den Häusern wohnen Menschen. Oft sieht man sie nicht. Sieht vielleicht abends im Dunkeln nur den bläulich flackernden Schein des Fernsehers hinter der Gardine. Aber die Menschen sind da und sie wohnen auch um unsere Gemeinde herum.

 

2.     Was ich vorhin schilderte, betrifft nur die gelben Briefkästen der alteingesessenen Post. Die weißen, grünen, blauen oder roten der neuen Postunternehmen stehen in der Tat meist dort, wo die Menschen sind: zum Beispiel auf dem Parkplatz des Stadtcenters in Templin, 100m entfernt von einem gelben in menschenleerer Umgebung in der Lychener Straße.

 

Aber gerade deshalb treibt mich der Gedanke immer wieder um, dass der Liebesbrief Gottes, die heilende Botschaft von Jesus nicht zu den Menschen kommt, weil dort, wo die Menschen sind, ganz andere das Sagen haben. Weil andere Stimmen lauter, die Pfeile schärfer, das Brimborium interessanter ist. Als das, was wir veranstalten.

 

Ich bin traurig über jeden Menschen, der nicht glauben kann, dass Jesus ihn liebt. Weil dieser Mensch vielleicht noch nie davon gehört hat?

 

Wenn Ihr also mal einen dieser gelben Kästen seht, dann denkt daran, dass wir durch den Liebesbrief, den Gott an uns geschrieben hat, selbst zu einem Liebesbrief geworden sind, den wir den Menschen, die dort in der Umgebung wohnen, zusenden sollen.

 

Denn - um es noch einmal klar mit den Worten von Paulus zu sagen:

Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, erkannt und gelesen von allen Menschen! Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid durch unsern Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln der Herzen. (2. Korinther 3, 2-3).

 

Was ist der Unterschied zwischen einem Briefkasten und der Gemeinde?

 

Es gibt keinen! Beide verschicken Liebesbriefe!

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