Die wichtigste Frage der Menschen ist: Gibt es einen Gott, der die Welt geschaffen hat? Mit dieser Frage haben sich Menschen in allen Zeiten herumgeschlagen, manchmal geplagt. Und sind zu unterschiedlichen Antworten gekommen.
Gott ist tot! hallt es uns nicht erst seit Friedrich Nietzsche entgegen. Dabei richtete er sich gar nicht so sehr gegen Gott, sondern gegen ein sinnentleertes Christentum. Mit dem Christentum werde ich nicht fertig fand sich eine Notiz in seinem Nachlass, eine der letzten zusammenhängenden lautete: Jesus Christus, gestern und heute, und der derselbe auch in Ewigkeit. Amen. Nietzsche starb schwer geisteskrank nach einer Odyssee in verschiedenen psychiatrischen Kliniken im Hause seiner Mutter. Die These Gott ist tot! wurde seither immer wieder aufgegriffen und scheint auch das öffentliche Meinungsklima zu bestimmen, die veröffentlichte Meinung zumeist, nach der der Glaube altmodisch und unmodern ist. Das ist jedoch weder neu noch besonders originell.
Der Autor des Hebräerbriefes hat die Antwort darauf:
Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist. (Hebräer 11,3)
Das wusste schon die biblische Schöpfungsgeschichte. Die Bibel beginnt mit den Worten: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. (1. Mose 1,1) Die Schöpfungsgeschichte wird immer wieder gerne gegen die Theorie von Charles Darwin ausgespielt, die behauptet, dass die verschiedenen Geschöpfe sich nacheinander entwickelt haben. Darwin selbst hat es sich nicht leicht gemacht. Darwin kannte die Grenzen seiner Wissenschaft und erkannte an, dass die Zukunft neue Einsichten und ein tieferes Verständnis der Prozesse bringen würde, die er zu verstehen suchte. Seine Einstellung zum Glauben war schwankend. Nach Veröffentlichung seiner berühmten Thesen konnte er noch im Jahre 1859, im Alter von 50 Jahren, glauben, dass die Gesetze, welche die Entwicklung und Entfaltung des Lebens steuerten, ihren Ursprung in einem Schöpfergott hatten: Mit Natur meine ich die von Gott festgelegten Gesetze, um das Universum zu regieren, schrieb er in sein Notizbuch.
Die sich auf Darwin berufende These Kein Schöpfer, kein Plan, kein Ziel-Hypothese führt zu witzigen Ergebnissen: populärwissenschaftliche Bücher und Fernsehsendungen benutzen das Wort Wunder fast so häufig wie das Neue Testament. […] Auch die Worte Schöpfung und Geschöpfe kommen dort nicht selten vor.
Die Wissenschaft versucht seit Jahrtausenden hinter das Geheimnis des Ursprung der Schöpfung zu kommen. Jede gelöste Frage brachte eine neue Erkenntnis – aber auch weitere neue Fragen. Und das Problem, dass die Diskussion über die wissenschaftlichen Erkenntnisse immer komplizierter wird. Und damit auch vermeintlich der Glauben. Es war doch für die Menschen vor 5000 Jahren ganz einfach in den Himmel zu gucken und dort Sonne, Mond und ein paar Sterne zu sehen – und zu glauben, dass ein Gott diese an den Himmel geheftet hat. Heute wissen wir, dass das Universum aus Milliarden Galaxien besteht. Je präziser die Messmethoden, desto mehr Erkenntnisse gibt es. Entgegen der landläufigen Meinung, übrigens auch unter Christen, geben diese Ergebnisse aber auch dem Glauben neue Nahrung: Heute wissen wir immerhin, dass das All sich ausdehnt – also einen Anfang gehabt haben muss.
Wir wissen, dass Systeme, die sich selbst überlassen werden, zum Zerfall tendieren, nicht zur Komplexität.
Und die physikalischen Theorien arbeiten schon lange nicht mehr mit den mechanischen Naturgesetzen, auf denen der klassische Atheismus beruht, sondern auf Wahrscheinlichkeiten, mit denen immer Abweichungen von der Regel möglich sind – also auch sogenannte Wunder!
Das Problem ist meiner Meinung nach eher, dass es uns materiell gut geht, wir meinen alles zu haben, was wir brauchen und wenn nicht, uns das kaufen können - und wir das Staunen verlernt haben. Das Staunen, das auch eine Dimension des Menschseins ist.
Man stelle sich nur ein bisschen von dem vor, was Menschen alles geschrieben, gemalt oder komponiert haben, wo anfangen, wo enden? Unsere Lebenszeit würde nicht reichen, alle Bücher zu lesen, alle Museen oder Konzertsäle dieser Welt zu besuchen. Und das soll zufallsgetrieben aus den sechzig chemischen Elementen, aus denen der Körper eines Menschen besteht, entstanden sein?
Aber Schöpfung? fragt Markus Spieker in seinem dicken, im letzten Jahr entstandenen Wälzer über Jesus:
Jungfrauengeburt?
Heilungswunder?
Auferstehung?
Kann nicht sein.
Wissen wir genau.
Da macht uns keiner was vor.
Zu den am meisten verbreiteten Irrtümern gehört die Vorstellung, Gottglaube sei etwas für vormoderne Gemüter gewesen als für moderne Sensibilitäten.
Es ist genau umgekehrt.
Jesus ist etwas für Menschen, die nicht so genügsam sind. Die das Universum nicht nur anschauen, sondern von seinem Schöpfer angefasst werden wollen. Deren intuitive Sehnsucht stärker ist als ihre intellektuelle Trägheit. Die im Guten, Wahren, Schönen dieser Welt den Hinweis auf eine noch größere Herrlichkeit sehen. (Markus Spieker: Jesus - eine Weltgeschichte, S.934, 936)
Gibt es einen Gott, der die Welt geschaffen hat? Die richtige Antwort ist eine Frage des Glaubens - und der Vernunft.
Und was wäre die Alternative?
Wo keine Götter sind, walten Gespenster stellte schon der Schriftsteller Novalis fest.
Und der Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton, von dem die Geschichten vom Pater Brown stammen, ergänzte: Wenn Menschen sich dagegen entscheiden, an Gott zu glauben, dann glauben sie anschließend an nichts, sondern sind fähig, an alles zu glauben.
Wohin das führt, davon grüßen nicht nur die Stalins und Hitlers der Geschichte.
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