Ganz so einfach ist die Sache mit Ostern nicht. Nach 2000 Jahren sind wir es zwar gewohnt, die Geschehnisse der aufregenden Tage damals in Jerusalem kurz zu beschreiben: Karfreitag ist Jesus ans Kreuz genagelt worden. Ostern ist er wieder auferstanden. Nun ist alles gut. Zumindest für alle, die das glauben.
Die Jünger damals werden es anders gesehen haben. Jesus hatte ihnen vorher alles erklärt (siehe Johannes 14-17 in der Bibel). Voller Hoffnung waren sie nach Jerusalem gegangen.
Und dann gibt es dramatische Stunden mit Verrat, Angst und Schrecken, in denen sie alles vergessen, in alle Himmelsrichtungen weglaufen. Nur ein paar Jünger beobachten das Geschehen noch aus nächster Nähe. Und dann ist Jesus tot.
Nicht etwa mit großem Brimborium und Feuerwerk direkt von Golgatha auferstanden. Die Hohepriester und die römische Besatzungsmacht besiegt. Nein. Er, Jesus, ist tot. Es passiert nichts.
Erst nach drei Tagen steht Jesus wieder auf. Aus dem Grab.
Ich habe einen Verdacht: Vermutlich wollte Jesus uns damit auch etwas beibringen.
Es gibt in der Bibel so ein furchtbares Wort. Ein Fremdwort für ungeduldige Menschen wie mich:
Ausharren! (z.B. Jesaja 40,31)
Offenbar ist Warten eine ganz wichtige Sache.
Denn auch nachdem sich Jesus lebendig gezeigt hat, verhält er sich merkwürdig. Zeigt sich kurz den Frauen am Grab – und ist dann wieder weg. Läuft eine ganze Wegstrecke mit zwei Jüngern, ohne sich zu erkennen zu ergeben. Erschreckt die hinter verschlossenen Türen versteckten Jüngern, indem er plötzlich mitten zwischen ihnen steht.
Um dann wieder zu verschwinden, nicht ohne ihnen gesagt zu haben, sie sollen wieder nach Hause, nach Galiläa gehen.
Merkwürdig nicht?
Mich erinnert das daran, wie man einem Kind geduldig alles beibringt, was es lernen muss. Die ersten Schritte alleine zu gehen. Sich alleine zurechtzufinden. So, dass das Kind lernt, dass es etwas alleine kann und trotzdem immer jemand da ist, der es liebt.
So ist Jesus: er erklärt seinen Jüngern zu Hause, in ihrem Alltag, noch mal alles ganz geduldig, was sie eigentlich schon hätten wissen müssen!
Der Satz von Jesus: Wenn ihr nicht […] werdet wie die Kinder (Matthäus 18,3) bekommt da eine neue Bedeutung für mich.
Die Tage nach Ostern sind eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken.
Kommentar schreiben