Wenn etwas schiefläuft, sagen wir oft, da ist „Höhere Gewalt“ im Spiel. Oft ist es menschliche Unzugänglichkeit. Oder Übermut. Ich weiß noch, welch Freude meine Jungs hatten, wenn mal zwei Modellbahnzüge zusammenstießen. Es gibt nach meiner Beobachtung sogar einen bestimmten Typ Kind, der mit diebischer Freude Züge so fahren lässt, dass sie auf einer Kreuzweiche frontal zusammenstoßen…
Im richtigen Leben ist das ähnlich. Im letzten Jahr habe ich einmal für die 110 Kilometer von Hamburg nach Rendsburg 5 Stunden gebraucht. Mit meinem E-Bike hätte ich es in der Zeit auch geschafft. Ein Baum war auf die Strecke gefallen. Und kürzlich brauchte ich von Templin nach Berlin-Ostkreuz, ebenfalls rund 100 Kilometer, 4,5 Stunden. Ein Paketauto war dem Zug an einem Feldwegübergang in die Seite gerutscht. 3 Stunden blieben wir Fahrgäste in dem Zug stecken, bis das aus dem Irgendwo hergekommene Notfallmanagement grünes Licht zur Weiterfahrt gab. Zum Glück ist niemanden etwas passiert, die Klimaanlage funktionierte, das WC war nicht defekt.
„Da kann man nichts machen“, sagt man da achselzuckend, nützt gar nichts, sich darüber aufzuregen, ist „Höhere Gewalt“. Obwohl da oft genug menschliche Unzulänglichkeit im Spiel ist. Hätte der Baum nicht rechtzeitig gefällt werden müssen, der zu dicht an die Oberleitung ragte? Hätte der Paketfahrer nicht besser am Bahnübergang aufpassen können?
Worauf ich hinaus will: Dinge passieren. Die Welt ist nicht frei von dem Bösen. Auch wir sind es nicht. Die Bibel spricht von „Mächten und Gewalten“, die ab und an noch mal was durcheinanderbringen. Unglück, Krankheit und Leid über die Menschen bringen. Doch es gibt die „Höhere Gewalt“ tatsächlich, sogar die höchste Gewalt. Und so kann ich das glauben, es als Verheißung für mich annehmen, was Paulus schreibt:
„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Römer 8,38-39)
Wir sind nicht der Fahrdienstleiter unseres Lebens, auch wenn wir das gerne an unserer Modellbahn spielen. Aber wir sind verantwortlich dafür, diese Verheißung durch unser Tun weiterzusagen. Diese Verheißung, die stark macht und uns Manches überstehen hilft, was uns vor die Füße geschmissen wird.
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