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Auf dem Wasser laufen

Ick gloobe nüscht – hier in unserer Gegend ist dies nicht selten zu hören.

Dabei stimmt das nicht ganz. Denn man hört auch:

Ich glaube, heute Nachmittag wird die Sonne scheinen. Ich glaube, dass Hertha BSC nicht absteigen wird. Ich glaube an meine Familie, meine Kinder, meine Eltern, einen guten Freund.

Aber an Gott glauben, an Jesus glauben?

Was kann man denn auch glauben? Jeden Tag werden wir bombardiert von Infos. Die sich oft widersprechen. Was ist wichtig, was ist unwichtig? Medien, Politiker usw. - enttäuschen. Tiefes Misstrauen ist die Folge– auch den Kirchen gegenüber.

Glauben ist eine Erwartung, bedeutet im Alltagsgebrauch meinen oder vermuten. Glauben bedeutet ursprünglich etwas wie Ich verlasse mich auf…, ich gebe mein Herz…, ich vertraue.

Google mal nach der Herkunft des Wortes glauben. Da wirst du auf griechische, hebräische oder indogermanische Worte stoßen – spannend.

Ich möchte dir heute den Mund wässrig machen auf echten Glauben. Auf Glauben, der trägt.

Glauben an Jesus scheint nämlich nicht ganz unwichtig zu sein. Jesus selbst sagt in Johannes 11,26: und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Der Glaube an Jesus hat eine Verheißung, wie wir Christen in frommdeutsch sagen.

Neulich stieß ich auf ein Youtube-Video von einem Konzert von Hillsong im Amphitheater am Strand von Caesarea in Israel. Dort wurde das wunderschöne Lied Oceans gesungen. Darin heißt es:

 

Du rufst mich raus auf's weite Wasser

Wo Füße nicht mehr sicher stehn

Dann finde ich dich im Verborg'nen

Denn Glaube trägt im tiefen Meer

 

In der Bibel gibt es die Geschichte von Jesus zu dem Lied. Sie steht in Matthäus 14.

 

Was war passiert? Nach dem aufregenden langen Tag, der mit der Speisung der 5000 endete, hatte Jesus die Jünger gedrängt, sich ins Boot zu setzen und über den See Genezareth ans andere Ufer zu fahren. Er selbst wollte noch auf den Berg steigen, um alleine mit sich und Gott, seinem Vater, zu sein.

 

Mitten auf dem See geriet das Boot mit den Jüngern in Seenot, denn ein plötzlicher starker Wind peitschte die Wellen hoch. Das ist auf dem See Genezareth nicht ungewöhnlich, aber nun passierte das den eigentlich als Fischern zum Teil erfahrenen Jüngern.

 

In der Bibel heißt es dann:

Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer. Und da ihn die Jünger sahen auf dem Meer gehen, erschraken sie und riefen: Es ist ein Gespenst!, und schrien vor Furcht. Aber sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht! Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser. Und er sprach: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: Herr, rette mich! Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? (Matthäus 14, 25-31)

 

Du merkst, ich will dir nicht nur den Mund wässrig machen, sondern dich aufs Wasser locken.

 

Was braucht man zum Glauben?

Wie kommt man zum Glauben?

Was kann man auf dem Weg des Glaubens erleben?

Antworten findest du in dieser Geschichte.

 

Jesus, der mir entgegenkommt

Zuallererst braucht’s einen Jesus, der einem entgegen kommt. Die Jünger sitzen passiv in ihrem Boot. Hin- und hergepeitscht von Sturm und Wellen. Sie haben Angst. Und Jesus: er kommt aktiv ganz souverän über das Wasser auf sie zu. Ihn können Wind und Wellen nicht schrecken.

 

Ich bin sicher, dass Jesus die Beziehung zu dir und mir will. Aber genau das ist ja wohl die größte Schwelle zum Glauben: Zu sehen, anzuerkennen, dass Gott der Souverän ist – und Jesus mit ihm.

 

Und überhaupt: Erkennen wir, dass Gott souverän und mächtig ist, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist? Dass es Gott gibt, dass es Jesus gibt?

 

Gott ist tot! Diese These scheint das öffentliche Meinungsklima zu bestimmen, die veröffentlichte Meinung zumeist, nach der der Glaube altmodisch und uncool ist. Das ist jedoch weder neu noch besonders originell.

 

Friedrich Nietzsche, von dem dieses Zitat stammt, richtete sich gar nicht so sehr gegen Gott, sondern gegen ein sinnentleertes Christentum. Mit dem Christentum werde ich nicht fertig fand sich eine Notiz in seinem Nachlass.

 

Wissen und Glauben ist heute komplizierter: Es war doch für die Menschen vor 5000 Jahren ganz einfach in den Himmel zu gucken und dort Sonne, Mond und ein paar Sterne zu sehen – und zu glauben, dass ein Gott diese an den Himmel geheftet hat. Heute wissen wir, dass das Universum aus Milliarden Galaxien besteht.

 

Aber: Heute wissen wir auch, dass das All sich ausdehnt – also einen Anfang gehabt haben muss. Weil wir nicht mehr so mechanisch denken, wissen wir auch, dass Systeme, die sich selbst überlassen werden, zum Zerfall tendieren, nicht zur Komplexität. Und wir sehen eine komplexe, funktionierende Welt.

 

Was uns fehlt, ist nicht das Wissen, sondern das Staunen.

 

Staunen wir also einmal über die Schöpfung im Allgemeinen und über den Menschen im Besonderen, bevor wir wieder auf das Wasser gehen:

 

Ein paar Zahlen gefällig:

7.000.000.000.000.000.000.000.000.000

37.000.000.000.000

96.000

 

Sieben Quadrilliarden Atome spielen in Dir zusammen. Und siebenunddreißig Billionen Zellen. Die von 96.000 km Blutgefäßen versorgt werden. Die Informationen, die für das Zusammensiel notwendig sind, befinden sich in DNA-Strängen, die so lang sind, dass sie aus unserem Sonnensystem herausreichen würden. Und das ist schon ganz schön groß…

 

Und was können wir damit alles anstellen! Stellt euch nur ein bisschen von dem vor, was Menschen alles geschrieben, gemalt oder komponiert haben, wo anfangen, wo enden? Unsere Lebenszeit würde nicht reichen, alle Bücher zu lesen, alle Museen oder Konzertsäle dieser Welt zu besuchen. Und das soll zufällig entstanden sein aus den sechzig chemischen Elementen, aus denen der Körper eines Menschen besteht? Die ganze Schöpfung soll zufällig entstanden sein?

 

Manche glauben das. Ich kann das ehrlich gesagt nicht glauben.

 

Der Journalist Markus Spieker schreibt in seinem dicken Wälzer Jesus – eine Weltgeschichte:

Jesus ist etwas für Menschen, die nicht so genügsam sind. Die das Universum nicht nur anschauen, sondern von seinem Schöpfer angefasst werden wollen. Deren intuitive Sehnsucht stärker ist als ihre intellektuelle Trägheit. Die im Guten, Wahren, Schönen dieser Welt den Hinweis auf eine noch größere Herrlichkeit sehen. (Spieker S.936)

 

 

Furcht und Entsetzen

Noch einmal: Und dieser große, einzigartige Schöpfer-Gott will in Gestalt seines Sohnes Jesus Begegnung mit mir, kommt mir auf dem Wasser entgegen? Das kann Angst machen. Und da ihn die Jünger sahen auf dem Meer gehen, erschraken sie und riefen: Es ist ein Gespenst!, und schrien vor Furcht. Eine ganz normale Reaktion, damals wie heute, wo wir doch alles noch viel besser erklären können als so ein paar Fischer auf dem Wasser. Wunder? Jesus? Gibt es nicht. Was da übers Wasser läuft, kann nur ein Gespenst sein.

 

Was braucht man da: einen Jesus, der sagt: Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht! Nicht umsonst steht das Wort Fürchte dich nicht! so oft in der Bibel, und oft gerade im Zusammenhang mit einer Begegnung mit Gott oder Jesus, weil sie uns tatsächlich die Füße unter uns wegreißen kann.

 

Offen sein für das Neue

Eine ganz neue, ungewohnte Situation kann überfordern. Furcht und Entsetzen lähmen. Führen zu Rückzug, Denken in seiner eigenen Blase. Ich kenne das von mir.

 

Ohne offen zu sein für Neues passiert auch nichts Neues. Dann passiert nur das ewig Gleiche. Das Gewohnte. Wind und Wellen. Das Boot schwankt, die Wellen schlagen hinein. Es wird untergehen. Mit Mann und Maus, wie so viele Fischer vor den Jüngern.

 

Wir klammern uns an die Trümmer des Bootes, des Lebens, der geplatzten Träume. Das hilft. Das ist leicht zu glauben. Weil es immer wieder passiert. Weil wir das daher kennen.

 

Manchmal geht darüber auch unser Glaube baden.

 

Aber ein Jesus, der mir auf dem Wasser entgegenkommt? Der etwas von mir will? Etwas Anderes, als das Gewohnte? Das ist schwer zu glauben.

 

Aus dem Boot steigen

Es ist nicht genau herauszulesen, ob Petrus auch Furcht und Entsetzen packen. Auf jeden Fall bleibt er nicht passiv. Er lässt sich als einziger auf das ein, was ist: Jesus läuft über das Wasser. Er lässt sich als einziger auf die Worte Jesu ein: Fürchtet euch nicht!  

 

Und reagiert:

 

Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser.

 

Da ist er wieder, der etwas vorwitzige und vorlaute Petrus, den wir aus anderen Geschichten der Bibel kennen. Immer für einen flotten Spruch gut. Immer ein bisschen größenwahnsinnig, oder? Statt zu sagen: Herr, hilf uns, mach das wir nicht untergehen, gleich die Idee, auch auszusteigen und selbst auf dem Wasser herumzulaufen!

 

Aber, Respekt: der Mann hat eine Perspektive. Er sieht das, was man, eben noch gelähmt von der Angst, meist nicht sieht. Es gibt nicht nur einen Plan B, es gibt sogar einen Plan C.

 

C wie Christus Jesus.

 

Zu diesem Jesus will er hinlaufen. Traut sich das aber nicht selbst zu, legt dies in Jesu Hand. Herr, bist du es, so befiehl mir […]

 

Und Jesus sagt: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.

 

Wenn man zu Jesus will, muss man aus dem Boot steigen und auf dem Wasser zu ihm laufen!

 

Mutig sein

Dazu braucht es Mut. Und eine gewisse Abenteuerlust.

 

Die habe ich oft nicht. Ich denke an den letzten Winter. Da war der Templiner Stadtsee mal wieder zugefroren. Bedeckt von einer Schneedecke. Und der Einheimische weiß, dass da überall Strömungen sind, die das Eis an manchen Stellen dünn und brüchig machen. Die Polizei warnt vor dem Betreten des Eises. Die Fußstapfen zeigen, dass es Menschen gibt, die trotzdem übers Eis gehen. Ich bleibe lieber am Ufer.

 

Aber sogar auf das offene Wasser gehen? Auf den von Wind und Wellen gepeitschten See Genezareth? Auf den Ozean gar, wie das Lied von Hillsong, das ich oben nannte, singt? Das englische Original ist da übrigens noch deutlicher als die offizielle deutsche Übersetzung:

 

You call me out upon the waters

The great unknown where feet may fail

And there I find You in the mystery

In oceans deep

 

Da ist von dem Unbekannten die Rede, auf das ich hinausgerufen werde, auf dem ich fehltreten kann, von den Geheimnissen in der Tiefe des Ozeans. Und ein Ozean ist sehr tief.

 

Das klingt mystisch, das klingt spannend. Klingt nach ganz anderen Dimensionen. Nicht nur nach spiegelglatter Wasseroberfläche, die ich immerhin überblicken könnte. Nein, das klingt nach Abenteuer, nach einem Tauchgang in die Tiefe.

 

Unberechenbar, was da geschieht. Kein Nervenkitzel wie ein Bungeesprung von einem Hochhaus, zu dem es auch Mut braucht. Aber in Grenzen, da genau berechnet ist, wie lang das Seil sein muss, um nicht auf dem Boden aufzuschlagen.

 

Selbst das ist nicht unsere Sache, oder?

 

Scheitern

Auch Petrus realisiert plötzlich, auf was er sich da eingelassen hat. Ihn verlässt sein Mut.

 

Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie.

 

Im selben Moment, als ihn sein Mut verlässt, beginnt Petrus unterzugehen. Sein Mut verlässt ihn. Aber Petrus schaut noch einmal zu Jesus: Herr, rette mich!

 

Petrus bleibt nicht bei seinem Mut bzw. Nichtmut stehen. Er weiß, woher er Hilfe bekommt. Und damit bin ich wieder bei der Definition von vorhin:

 

Ich verlasse mich auf … ich setze mein Herz auf… ich vertraue!

 

Und das immer und in jeder Situation. Wenn mir etwas gelingt oder wenn ich scheitere, so wie Petrus hier.

 

Darauf zu vertrauen, dass Jesus dann da ist – das ist Glauben.

 

Jesus ist da

Und Jesus ist da.

 

Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?

 

Jesus ist für Petrus da und streckt ihm die Hand entgegen. Petrus ist gerettet. Und ich glaube ganz fest, dass Jesus auch dich und mich retten möchte.

 

Aber trotzdem stört mich dieser Nachsatz:

 

[…] Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?

 

Was soll das denn? Ich hab so was manchmal auch drauf. Da ist eine Situation aufwühlend und schlimm - um mich abzureagieren, haue ich ohne Nachdenken so etwas raus wie Hättest Du nicht besser aufpassen können? Dann wäre das nicht passiert!

 

Ist Jesus auch so? So nach dem Motto: Hättest Du mir mehr vertraut, wärest du jetzt nicht untergangen?

 

Nein, ich denke nicht, und deshalb halte ich die in vielen Bibeln für unseren Text gewählte Überschrift Der sinkende Petrus für falsch. Denn darum geht es nicht.

 

Nein, Jesus  will Petrus und uns sagen, dass es nicht um ein bisschen Glauben geht. Sondern um großen Glauben. Um festes Vertrauen zu ihm, dem Retter. Wir sollen nicht Kleingläubige sein, sondern groß Glaubende!

 

Glauben ist nichts für Feiglinge

Vielleicht hast du mal den Film Das Leben ist nichts für Feiglinge gesehen. Ein Film, der um das große Thema kreist, dass das Leben tödlich ist.

 

Glauben ist auch nichts für Feiglinge. Glauben bedeutet, sein Herz Jesus zu schenken. Glauben bedeutet, mit Herz und Verstand Jesus zu vertrauen. Glauben bedeutet, sich auf die Liebe einzulassen, die Gott als Schöpfer für uns als seine Geschöpfe hat, diese Liebe, die seinen Sohn Jesus so bewegt hat, dass er für uns an das Kreuz ging.

 

Alles schwer zu glauben - zugegeben.

 

Aber ich kann dir aus Erfahrung sagen: Glauben ist nicht, wie auch ich es als junger Mensch mal eine Zeit lang gedacht habe, etwas für alte Mütterchen, die Sonntags in die Kirche gehen, weil sie nichts anderes zu tun haben. Nein, Glauben ist ein langer, nicht immer einfacher Weg mit Jesus. In schwierigen Phasen des Lebens an der Hand von Jesus. Und manchmal trägt er einen auch.

 

Glauben ist, sich auf seine Liebe einzulassen. Sich an ihn zu binden.

 

Das ist eine Entscheidung. Und es ist vor allem ein Geschenk. Ein Geschenk allerdings, für das Du offen sein kannst. So wie ein Kind seinen Wunschzettel schreibt, um seine Eltern auf die Spur des richtigen Geschenkes zu bringen, kannst Du dem Geschenk des Glaubens auch ein bisschen nachhelfen:

 

Schreib oder sprich Deinen Wunschzettel an Gott. (Nennt man Gebet).

 

Geh mit offenen Augen durch die Welt, was zeigt da auf den Schöpfer, wer oder was ist es Wert zu vertrauen.

Lies in der Bibel, da stehen auch viele ganz lebenspraktische Ratschläge von Jesus drin.

Such dir Leute, die schon mit Jesus gehen, stell Fragen, diskutiere mit ihnen.

Aber vor allem:

 

Raus aus dem Boot, bevor es Schiffbruch erleidet!

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